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Profi Tanzsport im DPV – 2014 - Ballroom Dancing

Tanzen zu können ist etwas besonderes, denn wer tanzt, ist privilegiert!

Paartanz, also Ballroom-Dancing, ist jedoch etwas ganz besonderes, etwas sehr spezielles.

Unsere Tanzkunst entwickelte sich mit den standardisierten Tänzen Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfoxtrott und Quickstep in den 20er Jahren in England. In den 50er Jahren kamen die Latein-amerikanischen Tänze Cha Cha Cha, Samba, Rumba, Paso Doble und Jive dazu.

Heutzutage finden Turniere und Meisterschaften weltweit regelmäßig statt. Der Paartanz gehört zu den technisch schwierigsten und gleichzeitig zu den scheinbar leichtesten Bewegungen passend zur Tanzmusik.

Wenn nicht im Vordergrund steht, wie bewusst mühevoll und diszipliniert er erarbeitet wurde, bewirkt seine Darstellung staunende Bewunderung. Alles soll so einfach aussehen, dass jeder denkt, das kann ich auch! Damit erreichen und berühren die Tanzpaare den Zuschauer.

Natürliche Eleganz – Noblesse, Geschicklichkeit und Schnelligkeit durch ausbalancierte Ruhe im Körper und in der Bewegung zeichnet den berühmten „Englischen Stil“ aus. An Stelle von athletischen, artistischen Kraftakten, die im „Weiter - Höher -Schneller“ ihre Bewunderer suchen, steht Harmonie in fließenden Bewegungen von musikalischer Phrase und Phrase im Vordergrund.

Linie und Form im Raum sowie die Beziehung zum Partner mit anderen Paaren auf der Tanzfläche zur Musik sind entscheidend. Diese äußerst kraftzehrende jedoch leicht und selbstverständlich wirkende Tanzart ist der perfekte Ausdruck des „Understatements“. Es sind die abwechslungensreichen Rhythmen und Schrittfolgen, die den Standard-und Latein-amerikanischen Turnier-Paaren ihr ganzes Können abverlangen.

Ballroom-Dancing soll Freude auslösen, indem die Paare dem Rhythmus der Musik folgen, sich gegenseitig respektieren und geschickt ausweichen. Akrobatische Figuren und auffällig bedrängende Bewegungen sollten nicht in den Focus geraten, weil sie zu abstrakt und damit langweilig vom Zuschauer wahrgenommen werden.

Die besten Profi-Turnierpaare von heute nehmen diese Herausforderung an und entwickeln verantwortlich diesen „Diamanten“ von Tanzstil in Bezug auf Ästhetik und Ausdruckskraft weiter unter Berücksichtigung der ihnen überlieferten Techniken und Prinzipien.

Evelyn Hädrich-Hörmann

Zu: Tanzhaltung STD


„The last battle of a champion is his right shoulder line.” ( Eric. Hancox )

Wie kommt man/frau da hin, dass die rechte Schulterlinie in Ordnung ist?

Grundvoraussetzungen:

1. Beide Partner stehen aufrecht. Kopf, Brustkorb, Hüften und Knie stehen senkrecht unter-, bzw. übereinander. Das Körpergewicht ist über dem Mittelfuß.
2. Alle Körperseiten sind gleich lang.
3. Beide Köpfe schauen geradeaus, oder ganz leicht nach links.

Promenadenposition normal:

1. Seine Blickrichtung bleibt zwischen den gefassten Händen und ihrem Kopf.
2. Sein rechter Unterarm öffnet und folgt ihrem Rücken.

Gegenpromenadenposition:

1. Ihre Blickrichtung bleibt zwischen dem Oberarm und dem Kopf des Mannes, sie öffnet nicht.
2. Er öffnet die rechte Körperseite ( dadurch schließt die linke Körperseite ). Auch der rechte Arm öffnet zur Gegenpromenade. Seine Blickrichtung ist leicht nach rechts.

Rechts außenseitliche Position:

Er verschiebt sich etwas nach links ( Parallelverschiebung ), ohne sie mit dem rechten Hüftknochen zu überholen.

Links außenseitliche Position:

Er verschiebt sich nach rechts ( Parallelverschiebung ), ohne sie mit dem linken Hüftknochen zu überholen.

Das alles klingt vielleicht etwas „old school“, ist aber der Beachtung wert. Alles andere – aber häufig zu sehende „aber das machen doch alle“ - ist ein t€uro erkaufter Kompromiss, der die „last battle of champion“ unnötig verlängert.

Mit „aufrechten“ Grüßen

Peter Hölters


I fall in love again...


I have fallen all in love with ballroom dancing again.

For some time I completely lost my interest and love for the world of ballroom dancing. The reason I think was that I could not understand all the fighting that has happened in the past years. This has limited not only the Freedom to dance and also the Freedom of Choice, but has also stopped the improvement of the couples.
 
So I began a journey to leave this world that I really love and have loved for so many years, and to spend my energy and LIFE in another direction, BUT when love strikes you can't ignore it.

The first tears in my eyes came as I was watching the final of the Amateur Latin competition of the International Championship at the Royal Albert Hall, where ballroom dancing fits perfectly and is most incredible setting for a dance competition. When I saw this young couple making the final for the first time, Ferdinando and Yulia and all the competitors went to congratulate with them, with sincerity that told me that "Friendship Through Dance" as Mr. Bill Irvine use to say is possible and still exist.

The second tears came when Peter and Kristina, dance their last performance, at the Albert Hall, the dancing, the words, that were spoken, opened my heart to emotion that has cynically been ignored.

Then on Friday night after the International Championship I was invite to attend the Welcome dinner of the London Ball. I found myself seated at the table with the most respect people in our dancing industry and I must say I was very surprised and proud, to be seated with some of my teachers.. and former competitor. In this evening I had so much fun dancing socially with many of my teachers, fellow competitors and friends, with the wonderful sound of the Empress Orchestra and some wine, it seems that the evening was too short. Going home that night I said to myself I am glad that I have so many friends that also care and enjoy dancing, and I so very excited that ot was difficult to switch my brain off I really hope that we can have more dinners like this where we can just "Have Fun".

The Saturday, The London Ball took place and I want to congratulate the Hans Galke,Andrew Sinkinson, Bryan Watson, Carmen, having the courage to take this strong step in the right direction. This was not a competition it was really a Ball, and one famous adjudicator said on the day " THE COUPLES TODAY DID NOT COMPETE, THEY DANCED" and this said it all.

You could see clearly why competitions should be run by former Champions. There was a clear sensation of respect for everyone in the room, couples, adjudicators, spectators, they all walke around the ballroom in a great atmosphere of Friendship. This can be done only by people that have experience competitions on their skin for many years. The attention given to every detail from these people made me proud to know them, and be a competitor of their era, I congratulate them and wish them all the success for next year.

Well I can only say that I feel that the world of ballroom dancing is heading in the right direction with such competitions, I hope to see more event like this take place. For sure this will put a shadow on all the others matter that are not important, and give back to the world of ballroom dancing, the respect, and attention that it deserve.

Thanks to all of you to allow me to fall in love again.


Augusto Schiavo



Drehungen STD

Drehungen (Körpergegenbewegungen) Standardtänze

Es erstaunt mich immer wieder, wie häufig Paare (Herren) der Meinung sind, dass eine Drehung en bloc, also mit dem ganzen Körper, Hüfte und Schulter gemeinsam drehend, ausgeführt wird. Dies mag richtig sein in Pivots oder Drehungen, die schon voll im Gang sind, aber nie, wenn eine Drehung eingeleitet wird. (CBM – Körpergegenbewegung ).

Dies ist biomechanisch einfach falsch. Eine natürliche Drehung wird immer mit dem Oberkörper (Schultern ) eingeleitet und die Hüfte dreht nach.

Jemanden, der mit Schultern und Hüfte, ohne Verwindung eine Drehung im täglichen Leben macht, würde man als bewegungsgestört bezeichnen.

Sie können folgenden Versuch machen. Normal aufrecht und entspannt stehen, Gewicht auf den rechten Fuß. Nun mit den Schultern und Oberkörper nach rechts drehen. Automatisch wird nun mit einer leichten Verzögerung die Hüfte mit nach rechts drehen und die linke Ferse löst sich vom Boden.

Nehmen wir als Beispiel den ersten Schritt der Waltz Rechtsdrehung oder Schritt eins des Federschrittes. Folgende vier Teile beginnen gemeinsam: Schultern und Oberkörper beginnen nach rechts zu drehen, linkes Knie beginnt sich zu beugen, rechter Fuß und Bein und der Körper beginnen sich nach vorwärts zu bewegen, leichte Streckung der linken Körperseite. Im Verlauf der Weiterbewegung wird dann auch die Hüfte mit einer leichten Verzögerung nachfolgen. So entsteht ein natürlicher Bewegungsablauf. Körper en bloc drehen wirkt steif, ungelenk und die Dame kann einem nur Leid tun.

Ich wünschte, die Herren würden einmal mit sich selber tanzen, damit sie fühlen, wie furchtbar dies für die Damen ist.

Sorry Männer!

Rudolf Trautz

Rhythmus

Der Grundrhythmus im Cha Cha Cha ist 1 2 3 4+1 oder qqqq+.

Dieser Grundrhythmus sollte auch ganz klar und mit der jeweiligen vollen Zeitlänge ausgetanzt werden.

Um musikalisch zu tanzen, oder verschiedene Akzente zu setzen kann man z.B. die 1 etwas schneller ansetzen oder etwas länger halten, aber immer nur in Angleichung zur gespielten Musik.

So wie die Rhythmusgruppe in Verbindung mit den anderen Instrumenten einen rhythmischen Puls interpretiert, so sollten auch die Tänzer mit Beinen und Füßen den Rhythmus wiedergeben.

Wie leider immer mehr zu sehen ist, wird dieser rhythmische Puls und sogar der Grundrhythmus vernachlässigt zu Gunsten von noch mehr Geschwindigkeit. Hauptsache schnell! Leider oft mit Erfolg, bei den Wertungsrichtern.

Diese  Tendenz ist auch in Rumba, Samba und Jive festzustellen. Häufig werden die grundsätzlichen rhythmischen Anforderungen durch Show oder heftiges Armwedeln übertüncht. Machen sie doch einfach mal den Versuch und schauen sie bei den Paaren nur auf Füße und Beine und versuchen dann, eine Übereinstimmung mit der gespielten Musik zu finden. Paare sollten eine Videoaufzeichnung von sich machen, Großaufnahme auf Beine und Füße. Das Verbesserungspotential ist enorm.

Rudolf Trautz



Paso Doble


Paso Doble und die Capa!

Sehr geehrter Herr Trautz,

Leider ist der Irrtum über die Ausstattung des Toreros weit verbreitet. Nach meinen Informationen ist die Capa der farbige Mantel des Stierkämpfers.

Der (die?) Capote das purpurrote / gelbe Tuch, mit dem er den Stier reizt und die Muleta (die Sie sicher gemeint haben), das rote Tuch (früher das weiße Tuch), das sich durch das Blut rot färbte) mit dem das Finale eingeleitet wird.

Viele Grüße aus einem leicht verschneiten Gießen,

Ihr Bernhard Zirkler

 

Vielen Dank lieber Bernhard Zirkler.

Wieder etwas gelernt! Meine Nachforschungen bestätigen in vollem Umfang Ihre Information.

Rudolf Trautz



Tanzhaltung STD-...

Die Haltung des Herrn in den Standardtänzen

Vor vielen Jahren in Bad Kissingen, anlässlich eines Lehrgangs für die Profipaare des DPV, kam ich in den Saal, in dem Bill und Bobbie Irvine unsere Paare trainierten. Bill war ziemlich frustriert und sagte Kopf schüttelnd zu mir: “You know, if you want to be good, you have to stand upright“. Ich habe Bill nur sehr selten widersprochen, aber da antwortete ich:“ Nein Bill, you have to be upright!“.
Um es brutal zu sagen, wer nicht von Natur aus wirklich senkrecht und richtig aufrecht steht, sollte nicht tanzen, sondern eine andere Sportart wählen.

OK, das ist vielleicht wirklich zu brutal. Leider wachsen unsere jungen Menschen nicht mehr von Natur aus mit einer guten Körperhaltung auf. Die ganzen Umstände, mangelnde Bewegung, zu wenig Sportunterricht in den Schulen usw., usw. vermindern die Chance, von Natur aus aufrecht zu sein.
Wirklich Glück haben da junge Menschen, die sehr früh zum Tanzsport kommen.
Nur weil ich nicht ganz die perfekte Körperhaltung habe, muss ich meinen Wunsch, Tänzer zu werden, nicht aufgeben. Mit viel Training lässt sich vor allem in jungen Jahren, aber auch nachdem man ausgewachsen ist, viel erreichen.

Nun habe ich es endlich geschafft aufrecht zu sein, mit viel Training und nach vielen Jahren, aber ich habe es geschafft.

Jetzt beginnt das Problem. Ich muss nicht mehr aufrecht stehen, ich bin aufrecht!
Aber in meinem Hirn ist der Befehl eingebrannt: “Steh aufrecht!“

Und genau dieser unterbewusste Befehl verhindert jetzt eine natürliche Haltung, mit der ich mich frei bewegen kann. Ich richte, sobald ich Tanzhaltung einnehme, mich extra auf, Kopf und Hals gehen etwas zu weit zurück, der Brustkorb hebt sich etwas und meine Wirbelsäule im Brustbereich blockiert. Immer wieder erlebe ich es im Training, dass Herrn mit geradezu perfekter natürlicher Haltung diesen Fehler machen. Wenn ich sie auffordere, doch einfach normal zu stehen, bekomme ich die Antwort: “Aber so kann ich doch kein Turnier tanzen, ich mache ja gar nichts“.

Es ist nach vielen Jahren Training sehr schwer zur Einsicht zu gelangen:“ Ich muss nicht aufrecht stehen, ich bin aufrecht“, und keinen, auch nicht den geringsten Gedanken an Haltung zu verschwenden. Eine in diesem Fall positive Gehirnwäsche würde helfen.

Eine zu aufrechte, und wie manche Trainer sagen, competitive Haltung, verhindern die freien Drehungen des Oberkörpers, die für eine freie Bewegung notwendig sind.

Ich hatte Gelegenheit, die Deutsche Standard Meisterschaft in der Liederhalle in Stuttgart zu sehen, ab der 48er Runde. Ich konnte nur einen Herren sehen mit etwas vorgebeugter Haltung. Drei Herren waren normal aufrecht, alle anderen zu aufrecht. ( Verzeihung, sollte die Anzahl um ein oder zwei nicht richtig sein).

Eine Frage muss ich mir allerdings stellen, können denn die Herren normal aufrecht stehen, wenn sie mit Damen tanzen, die mit riesiger Topline, einem geradem rechten Arm und stark nach links und hinten hängen?

Rudolf Trautz



Kraft-Ausdauer-...

Ausdauer-Kraft-Schnelligkeit-Koordination Viele Jahre lang gab es im Tanzsport, außer tanzen, keinerlei zusätzliches Training um Kraft, Ausdauer und Schnellkraft zu üben. Selbst gymnastische Übungen wurden belächelt. Von Kind an wurde ich angehalten, täglich meine Übungen zu machen. So ab dem 15. Lebensjahr kam ich in Berührung mit Hatha Joga, Übungen, die ich bis heute praktiziere. Im Verlaufe meiner Trainingstätigkeit habe ich immer versucht, andere Paare davon zu überzeugen, zusätzlich zum Tanztraining etwas für ihre Kondition zu tun. Durch eine Meniskusoperation und dem darauffolgenden Reha Training meiner Frau Martina hatte ich Gelegenheit, ein zwei Wochen dauerndes Fitnesstraining bei Volker Kottmann, einem damals sehr gefragten Reha Trainer, mitzumachen. Gerade zum richtigen Zeitpunkt, ich war gerade dabei etwas abzuschlaffen. Zu dieser Zeit tanzte ich keine Turniere mehr aber immer noch Shows und tanzen trainieren, auch immer noch mit Trainern, war selbstverständlich. Der Effekt nach zwei Wochen intensivem Fitnesstraining war unglaublich. Warum habe ich das nicht am Anfang und während meiner aktiven Laufbahn gemacht?

 

Ich organisierte dann den ersten DPV Fitnesslehrgang, belächelt von vielen, die es viel besser wussten. Krafttraining macht doch dicke Muskeln. Da wird man doch nur langsam davon, so was habe ich nie gebraucht usw. Nun, es dauerte noch ca. 10 oder 15 Jahre, bis die Erkenntnis sich durchsetzte. Glücklicherweise war beim letzten Trainingscamp Raphael Grüninger aktiv mit dabei und leistet heute mit seinem Fachwissen wertvolle Dienste. Leider werden die von ihm erarbeiteten Trainingspläne von den Paaren immer noch nicht voll umgesetzt.

 

Laufen (oder Radfahren):
Dient hauptsächlich dazu, das Herz Kreislaufsystem zu stärken. Selbstverständlich werden dabei auch große Teile der Körpermuskulatur gestärkt. Grundvoraussetzung für jede Sportart. Achtung, immer dehnen nach dem Lauftraining. Laufen verkürzt die Beinmuskulatur.

 

Krafttraining:
Alle Muskelgruppen sollten einem allgemeinen Krafttraining unterzogen werden. Wichtig ist das Training für die Bauchmuskulatur! Die Rückenmuskulatur ist bei Tänzern fast immer sehr gut ausgebildet. In das Krafttraining sollte auch immer das Training für die Schnellkraft eingearbeitet sein.

 

Beweglichkeit und Koordination:
Ein ganz wichtiger Teil für Tänzer. Viele Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung und diese Vielfalt macht das Training nicht langweilig. Yoga, Pilates ( meine beiden Favoriten ), Tai Chi, Gymnastische Übungen, Jazztanz, Hip Hop usw. Es gibt auch spezielle Programme für Lateintänzer.


Erstaunlich waren die Erkenntnisse bei den Fitnesslehrgängen. Es ist geradezu unglaublich, welche koordinativen Mängel viele Tänzer hatten und haben. Ein alternatives Training zum Tanzen ist dann eine absolute Notwendigkeit.


Liebe Leser, ich kann eure Gedanken lesen: „Der hat gut reden, wann soll ich denn das alles machen?“ Antwort: Lieber etwas weniger Tanztraining und dafür dem Körper und Geist was anderes gönnen. Ich meine Training, nicht Schokolade oder Bier!


Jetzt kommt aber die Krux und der Grund, warum ich diesen Artikel geschrieben habe.
Vermehrt höre ich von qualifizierten Fachkräften im Tanzsport, Ausdauer durch tanzen zu trainieren wäre falsch. Alle Experten kennen heute alles, was ich oben geschrieben habe. Aber leider ist diese Meinung völlig falsch. Bringt mir zwei super leistungsstarke Sportler und lasst sie eine Endrunde tanzen. Das würden sie einfach nicht schaffen.

Ausdauertraining - auch durch tanzen - ist eine Notwendigkeit und kann durch nichts anderes ersetzt werden. Alle Tänze mindestens zwei Minuten. WW und Jive reichen 1:40. Und nicht nur eine Endrunde, mindestens zwei. Warum? Weil bei großen Turnieren Semifinale und Finale = zwei Endrunden sind. Um wirklich einen Trainingseffekt zu erreichen, müssen es also drei, besser vier Endrunden sein( ohne während eines Tanzes aufzuhören ). Immer mit 20 Minuten Pause dazwischen! Nicht jeden Tag oder bei jedem Training aber mindestens einmal pro Woche. Besser zweimal die Woche, einmal zwei und einmal vier Endrunden.
Jetzt kommt wieder euer Gedankenleser- ja, aber dann kann ich ja überhaupt nicht am tanzen arbeiten, dann werde ich ja nicht besser! Sorry, so ein Quatsch! Ihr müsst doch trainieren, was bei einem Turnier passiert, wenn ihr denn dahin kommt. Nämlich Endrunden tanzen!


Was nützt das ganze technische Können, wenn ihr es dann nicht mehr zeigen könnt, weil ihr zu fertig seid.

Zum Schluss möchte ich noch eine Frage beantworten: Wie viel Kraft und Ausdauer benötige ich als Tänzer? Antwort: Soviel, dass ich nie eine benötige!

Rudolf Trautz



Hilfsmittel

Das neue, sensationelle Hilfsmittel für eine noch größere Topline der Dame!

Der Wunsch (oder Wahn), die Haltung -Topline- immer größer zu machen führt dazu, dass die Damen immer weiter nach links an die rechte Seite des Herrn rücken, Oberkörper noch weiter nach links und zurück, der rechte Arm der Dame völlig gerade und durchgestreckt.

Wie schaffen es die Herren noch, so die Dame zu führen und selbst dabei gut auszusehen und ein effektives Partnering zu bieten.

Die außenseitlichen Positionen leiden darunter oder sind oft nicht mehr vorhanden, speziell wenn der Herr rückwärts geht und die Dame außenseitlich vorwärts tanzt. Häufig stehen beide Partner nebeneinander!

Egal, ich muss die Topline noch größer machen als dieses oder jenes Paar!

Dilemma!

Wenn meine Dame noch weiter an meine rechte Seite soll, so reicht der rechte Arm der Dame nicht mehr aus. Hier nun kommt das geniale Hilfsmittel zum Tragen:

Die ARMVERLÄNGERUNGSPROTHESE für den rechten Arm der Dame!! Hurra.

Trends kommen und gehen. Wann dreht sich das Rad wieder zu einer schöneren, tanzbareren Haltung?

Die Damen müssen doch nicht immer so aussehen, als ob der Herr Knoblauch gegessen hätte.


Rudolf Trautz



Gute Kür?

Was macht eine gute Kür aus?

Eine gute Kür braucht viel Vorlaufzeit. Es gibt zwei Möglichkeiten sich einer Kür zu nähern. Die Einfachere wäre ohne Frage zu einem Trainer zu gehen und ihn bitten eine Kür zu erstellen. Die andere Möglichkeit ist zeitintensiver, aber man erfährt bestimmt mehr über sich selbst und seine tänzerischen Fähigkeiten.

Die Musik

Alles beginnt mit der Musikauswahl. Eine gute Kür gewinnt oder verliert durch die Musik. Musik löst in jedem Menschen Gefühle aus. Man möchte mitklatschen, mitsingen, mitschunkeln, oder nur zuhören.

Die schönsten Küren haben für mich ein Thema. Dieses sollte man auch dann erkennen, wenn es der Turnierleiter zuvor nicht ankündigt. Woran erkennt man das Thema? Natürlich an der Musik. Die Musik löst daher nicht nur Gefühle aus, sondern sie kann noch viel mehr, sie kann eine Geschichte erzählen. Nutzt man diese Eigenschaft ist man schon ein gutes Stück weiter.

Bevor ich mich nun für ein Thema oder Musikstück entscheide prüfe ich erstmal ob es dieses bereits schon gab. Wenn ja, wie lange ist das her und wie kam die Kür an?

Auf die Musik eines Ex-Weltmeisters zu tanzen birgt große Gefahren. Mit Sicherheit wird sich der ein oder andere Wertungsrichter an die Weltmeister-Kür erinnern und unweigerlich Vergleiche anstellen.

Danach prüfe ich die Musik auf ihre Wirksamkeit, und wer eignet sich da besser als die eigene Familie. Falls der Opa fordern sollte doch einmal das Thema Roy Black zu vertanzen, sagt ihm einfach: Das gab es schon.

Der Schnitt

Sind die zum Thema passenden Musikstücke gefunden, dann ist es sehr wichtig einen richtigen Zusammenschnitt zu erstellen. Hierfür muss mir die Geschichte die ich erzählen möchte bereits klar sein.

Ein klassischer Antiklimax wäre ein bombastischer Anfang der zum Ende hin immer mehr abflacht. Es gibt zwar den wichtigen ersten Eindruck, aber mindestens genauso wichtig ist der letzte Eindruck.

Die meisten Küren beschränken sich leider nur auf den ersten Eindruck. Stimmt der Schnitt der Musik, so muss es eine Wonne sein diese Kür immer wieder und wieder zu hören.

Das Kostüm

Das Kostüm sollte ebenfalls wie die Musik das Thema widerspiegeln. Stellt man in dem Thema Figuren dar, dann gibt es nichts leichteres, als sich dieser Figuren äußerlich anzunehmen.

Ich denke sofort an die "Muppet-Show" mit Kermit in einem grünen Frack und Miss Piggy in einem rosa Kleid. Das Tanzen wird fast zur Nebensache.

Die Choreografie

Die schönste Musik und das beste Kostüm wirken jedoch nicht, wenn die Choreografie einfallslos ist. Wer selber kein Talent hat Choreografien zu erstellen sollte sich spätestens hier helfen lassen.

Schrittfolgen anderer Tänzer zu kopieren ist sehr gefährlich, da sie an den Qualitäten der Tänzer angepasst sind und dies nicht unbedingt meine Qualitäten sein müssen.

So kann selbst ein mittelmäßiger Tänzer durch eine geschickt gewählte Choreografie und einem starken Thema sehr tänzerisch wirken und seine Mängel dem Wertungsrichter gegenüber verbergen.

Hingegen bürgt die Kür für sehr gute Tänzer immer die Gefahr von tänzerisch schwächeren Paaren geschlagen zu werden (wenn man sie nicht ernst nimmt).

Premiere

Bevor ich meine Kür vor Publikum zeige beginnt das Ausfeilen. Es ist unerlässlich seine Kür auf Video aufzunehmen und sie sehr selbstkritisch zu prüfen, ansonsten tut es das Publikum und die Wertungsrichter.

Die Beste Musik, das schönste Outfit und die genialste Choreografie sind wirkungslos, wenn die Geste des Paares nicht passt. Daher nicht nur auf die Haltung achten, sonder speziell auf die Gesichter!!!

Kein Mensch möchte "Kermit" mit Zahnschmerzen sehen.


Heiko Kleibrink




Paso Doble

Körperspannung und Arme

Um besser Paso doble zu verstehen und zu tanzen, habe ich mir in der Vergangenheit einige Stierkämpfe in Spanien angesehen. Zugegeben nicht immer eine vergnügliche Sache.

Pferde und Stiere haben mir immer Leid getan.

Fasziniert haben mich aber immer die Grandezza, Ruhe und Überlegenheit des Toreros, sowie seine Körperhaltungen (shapes) und die Armbewegungen und Armhaltungen.

Genauso hat mich Flamenco in Bezug auf Körperhaltungen und Arme begeistert.

Lateintänzer neigen dazu, um typisch Paso zu tanzen, zuviel Spannung im Körper aufzubauen. Zuviel Spannung verhindert Bewegung und Dynamik.

Der Torero oder der Flamencotänzer baut nur und allein Spannung auf um dem Körper eine bestimmte Form zu geben.

Der Torero nimmt die Hüfte entweder vorwärts oder rückwärts, macht einen Bogen im Rücken oder verschiebt die Hüfte nach links oder rechts um dem Stier auszuweichen. Dadurch baut er automatisch die richtige Spannung auf, um trotzdem noch schnell und beweglich zu sein und nicht zum Selbstzweck Spannung aufzubauen.

Zugegeben sind die Hörner eines Stieres die weitaus größere Motivation, dem Körper eine bestimmte Form zu geben.

Auch die Arme erfüllen zweckgebundene Aufgaben. Das Tuch - die Capa - will geführt und bewegt werden. Selbst der freie Arm des Stierkämpfers, der gerade nicht mit dem Tuch beschäftigt ist, hat immer eine Form und hängt oder baumelt nie schlapp durch die Gegend. Die Konzentration auf den Stier erhöht die Aufmerksamkeit und damit die Formspannung von Körper und Armen.

Im Umkehrschluss, schon das bewusste Führen der Arme und Hände im Paso doble führen zu einer besseren Form auch des Körpers.

Das setzt allerdings Training voraus. Ich muss nicht nur die shapes trainieren, sondern auch ganz bewusst die freien Arme. Man muss deswegen keine Privatstunden nehmen. Die Verbesserungen können enorm sein.

 

Rudolf Trautz



Vorbereitungsschritt

Fluch oder Segen- der Vorbereitungsschritt

Der Vorbereitungsschritt vieler Paare ist schon zu einem Ritual geworden, welches leider sehr häufig zu einem denkbar schlechten Start für den kommenden Tanz führt.

Und so sieht das aus:

Der Herr baut sich auf, Kopf und Gewicht zurück über die Fersen, Brustkorb hochgenommen, rechtes Knie stark gebeugt, linker Fuß und Bein weit nach links zur Seite.

Jetzt wirft sich die Dame in eine Rückwärtspose, geht zum Herrn, die Hüfte unter seine rechte Hüfte, linkes Knie stark gebeugt, rechten Fuß und Bein weit nach rechts zur Seite gesetzt, den Oberkörper weit nach links geneigt und soweit wie möglich zurück.

(Ich bewundere alle Herren, wie sie mit dieser Dame überhaupt noch tanzen können).

Jetzt geht’s los! Er bewegt sich weit seitwärts nach links, mit leichter Rechtsdrehung, dann weit seitwärts nach rechts mit starker Linksdrehung, linke Seite beginnt sich nach links zu neigen.

Nun mit Volldampf großer Schritt vorwärts mit dem linken Fuß, die Neigung nach links wird verstärkt und die linke Seite noch weiter nach rückwärts gedreht, linkes Knie beugt sich noch mehr ( wo soll denn eigentlich das Absenken beginnen?) und weiter mit dem rechten Fuß vorwärts mit Linksneigung und linker Seite zurück in der ersten Schritt der Rechtsdrehung z.B. im Waltz.

Ergebnis dieser hochkomplizierten Vorbereitung:

Zwangsläufig geht der Popo des Herrn rückwärts, Tuchfühlung geht verloren,

Schiefer, schlimmer und hässlicher geht es nicht mehr!

Warum um Himmels Willen all dieser Aufwand, nur um in die ersten drei oder vier Schritte eines Tanzes zu kommen? Auch ein Ferrari benötigt einige Sekunden um von 0 auf 100 km/h zu kommen.

Vorbereitungsschritt OK, ja, aber warum dieses Aufziehen, bzw. aufdrehen. Warum nicht einen kleinen normalen Schritt vorwärts ohne abzusenken, ohne ins Knie zu gehen, ohne Linksneigung und ohne Drehung. Dann den rechten Fuß vorwärts, mit normaler Größe und Geschwindigkeit und gleichzeitig im linken Knie die Senkphase einleiten und dabei gleichzeitig nach rechts andrehen mit einer Körpergegenbewegung, gleichzeitig NICHT nach links neigen, sondern mit der Streckung der linken Seite beginnen. Nur so hat das Paar die Chance balanciert anzukommen, ohne zu überdrehen und ohne die nächste Bewegung zu vernichten.

Egal ob Waltz, Slowfox, Quickstep oder Wiener Walzer, wenn der Herr das Gewicht vorwärts auf seinen rechten Fuß nimmt, darf keine Linksneigung zu sehen sein!!!!

Eric Hancox:“ The worst thing in dancing is the preparation step!“

 

Rudolf Trautz

 

Fußarbeit


Immer häufiger sehe ich einen Fehler in der Fußarbeit der Herren, mit beträchtlichen negativen Folgen.

Ich möchte gern erst einmal erklären, was bei einer normalen Gehbewegung des Menschen passiert. Die Ferse des rückwärtigen Fußes löst sich erst kurz bevor die Ferse des vorwärts gehenden Fußes aufgesetzt wird!

Was passiert?

Nehmen wir den Langsamen Walzer. Der Herr senkt zur Vorwärtsbewegung ab, beugt das linke Standknie und löst gleichzeitig die Ferse vom Boden ab, das gesamte Gewicht  ruht auf dem linken Fuß, bei gebeugtem Knie und praktisch schon auf Ballen erhoben.

Es gibt wohl keine unsicherere Standposition, die zudem noch enorm anstrengend  und für das Knie höchst schädlich ist. Diese unsichere Stellung wirkt sich in einer verkrampften Haltung aus und der gewünschte freie Schwung kann nicht stattfinden.

Dieser Fehler ist zu sehen bei den Tänzen Slowfoxtrott, Waltz, Quickstep und Wiener Walzer.

Nach einem Chasse oder einer Flechte senken diese Herren oft überhaupt nicht mehr auf die Ferse ab. Ebenso nach einem Federschritt z.B. in eine Linksdrehung oder in irgend eine Linksbewegung, oder besser gesagt: zu allen tieferen Ansatz-bewegungen.

Ein wirklich freier Schwung (Swing), Pendelbewegung, kann nur von einer stabilen Position eingeleitet werden. In diesem Zusammenhang höre ich dann von den Herren:" Aber ich muss mich doch vom Fuß abdrücken." Wieder ein kapitaler Fehler!  Das ist Krafttanzen und hat mit einem freien Schwung nichts zu tun!

Schwung ist  das Ausnützen der Schwerkraft und der Bewegungsenergie (kinetische Energie) und kann mit oben be-schriebenen Fehlern nur sehr ungenügend verwirklicht werden.

Check your footwork !!

 

Rudolf Trautz



Wiener Walzer 3

Einige Tipps zum Training und Tanzen des Wiener Walzers. 

Rechtsdrehung:

 

Drehgrade:  man stelle sich auf der Tanzfläche einen ovalen Kreisbogen vor. Die ersten drei Schritte der Rechtsdrehung ( aus Herrensicht ) berühren den Kreisbogen auf der Innenseite, die folgenden drei (also 4, 5 ,6) die Außenseite des Kreisbogens.

 

Blickrichtung: beim Seitwärtsschritt im ersten Teil der Rechtsdrehung ist die Wand der Fixpunkt den man finden sollte, beim ersten Schritt der Rückwärtsbewegung ist der Fixpunkt die Gegentanzrichtung.

 

Körperachsen: im ersten Teil permanent auf der rechten Körperseite, im zweiten Teil permanent auf der linken Körperseite. Immer dann, wenn die Füße nicht geschlossen werden können, oder sozusagen „weggeschlagen“ werden, ist die Achse, um die gedreht wird, zu früh gewechselt worden.

 

Praxis: Da der Wiener Walzer ein seitwärts schwingender Tanz ist, sollte der 2. Schritt des Vorwärtsteiles mit Impuls und Dynamik gesetzt werden. Wird der erste Schritt zu stark betont, gerät die Rhythmik durcheinander. Aus Herrensicht: Schritt 1 easy; Schritt 2 vorwärts angesetzt, ähnlich Schritt 2 Federschritt, erst am Ende drehend (  Körperachse dabei gut über rechts halten + mit Fixpunkt Wand enden ) ; Schritt 3 schließt dann automatisch; Schritt 4 gut betonen und die Körperachse 100%ig über links bringen ( also ein eher kleiner Schritt ) dabei die Blickrichtung Gegentanzrichtung anpeilen; Schritt 5 wird nur als Zeigeschritt angesetzt, die Körperachse und Blickrichtung bleibt unbedingt links ( die Partnerin hat nun ihren dynamischen 2. Schritt des Vorwärtsteiles ), anschließend das Gewicht vorsichtig auf den rechten Fuß übertragen; Schritt 6 schließt dann automatisch.

 

Linksdrehung:

 

Drehgrade: die ersten drei Schritte sind auf der Außenseite des ovalen Kreisbogens, der Rückwärtsteil auf der Innenseite.

 

Blickrichtung: beim Seitwärtsschritt 2 wird die Gegentanzrichtung angepeilt. Hier bleibt die Blickrichtung über die Schritte 3 ( Kreuz ) und 4 ( RF rückwärts ). Der Fixpunkt des zweiten Teiles ( rück – seit – Schluss ) sollte die Wand sein, sonst überdreht der Körper.

 

Körperachsen: im ersten Teil permanent auf der linken Körperseite, im zweiten Teil auf der rechten Körperseite.

 

Praxis: der alles entscheidende Schritt der Linksdrehung ist der 2. Schritt, der über Wohl und Wehe entscheidet. Er wird zweispurig angesetzt, Richtung vorwärts, seitwärts endend. Um den LF anschließend gut vorkreuzen zu können, läuft die Gewichtsübertragung des rechten Fußes zwischen 2 und 3 von der Innenkante hin zur Außenkante (dadurch stehen die Füße dann parallel in der gekreuzten Position). Bei Schritt 4 das Körpergewicht und die Körperachse gut auf den rechten Fuß (eher ein kleiner Schritt) bringen, den Ansatz des fünften Schrittes (LF seitwärts) als Zeigeschritt ausführen, dabei Körperachse gut über rechts lassen und erst über die Schritte 5 und 6 vorsichtig übertragen (über diese Schritte hat die Partnerin ihren dynamischen Teil).

 

Geschlossene Übergänge vorwärts:

Von rechts auf links. Körperachse über alle drei Schritte rechts lassen, Blickrichtung in Tanzrichtung. Von links auf rechts. Körperachse über alle drei Schritte links lassen, Blickrichtung schräg zur Mitte.

Na denn, viel Spaß beim Ausprobieren!

 

 

Peter Hölters (mit Dank an Peter Beinhauer)

 

 

 

 

 

Werten...

Zitat von Eric Hancox 1967: „The business is corrupt“. 

Wie und was sollen ein Wertungsrichter(in) abgekürzt WR werten?´Welches sind die Voraussetzungen die ein Top-WR mitbringen muss?

Er muss selbst und auf einem hohen Niveau getanzt haben. Eine fachliche fundierte Ausbildung und langjährige Arbeit als Trainer. Nur so kann sich ein schnelles Auge entwickeln, welches in Sekundenbruchteilen ein Paar in Haltung, Bewegung, Technik, Takt und Rhythmus erfassen kann.

Jedes Turnier ist ein neues Turnier. Rangliste, Ergebnisse früherer Turniere, Nationalität, Zugehörigkeit zu einem Landesverband oder einem Verein, eigener Schüler usw. sollen und müssen unberücksichtigt bleiben.

Der WR soll in jeder Runde und bei jedem Tanz das Paar neu bewerten. Es ist also sehr wohl möglich, ein Paar auch erst in einer späteren Runde gut zu werten. Speziell bei großen Turnieren mit vielen Paaren in einer Gruppe ist dies sogar sehr wahrscheinlich. Ein WR ist kein schlechter WR, wenn er erst im Semifinale oder der Endrunde erkennt, wie gut ein Paar ist und es dann besser bewertet.

Je nach Größe des Teilnehmerfeldes hat der WR mehr oder weniger Zeit wirklich zu bewerten. Bei ca. 12 – 20 Paaren in einer Vor- oder Zwischenrunde  kann der WR sich nur einen Überblick verschaffen und Fehler sind hier vorprogrammiert. Maximal 10 Sekunden hat er pro Paar zur Verfügung und so ist es möglich, ein Paar in dieser Zeit im Takt zu sehen, welches sonst komplett außer Takt tanzt. Auch technische Details sind in dieser Zeit nicht alle zu erkennen. Ab der 48ziger Runde beginnt das richtige Werten und es ist eigentlich nicht möglich, dass ein Paar vier Tänze zu 90% außer Takt tanzt und trotzdem das Semifinale  erreicht. Jüngstes Beispiel die Senioren I Meisterschaft in Aachen. Dass WR nicht erkennen, ob ein Paar richtig in der Musik tanzt, ist für mich ein nicht zu verstehendes Phänomen.

Leider entwickelt sich immer mehr ein ganz schlechter Stil des Wertens: das manipulative Werten. Der WR wertet bewusst gute Paare nicht, um seine Favoriten durchzusetzen. Eine absolut gängige Praxis. So wird von Funktionären geradezu gefordert, dass ihre WR sich so verhalten. Es wird gefordert, die eigene Nation zu werten, das Paar aus dem eigenen Landesverband, aus dem eigenen Verein usw. Liebe Leser, Sie sagen, das gibt es nicht oder ist übertrieben. Nein, es ist so, es heißt dann: “Die Anderen machen es doch genau so und man muss dagegenhalten“. Ich habe erst kürzlich sogar einen Schriftverkehr gelesen, in dem einem WR der Vorwurf gemacht wurde, dass bei etwas Mitrechnen das Paar aus dem eigenen Landesverband doch zum Gewinn verholfen werden konnte! Das ist gängige Praxis!

Was die ganze manipulative Werterei aber nicht entschuldigt, sondern trotzdem unehrlich ist, ja geradezu korrupt und einfach unehrenhaft! Liebe WR und Funktionäre, denkt doch einfach einmal an die Paare. Sie kommen zu den Turnieren in dem Glauben fair bewertet zu werden. Wenigstens die Paare, die gerade anfangen. Die erfahrenen Paare haben den Glauben meist verloren.

Vorschlag: Alle WR werten ab sofort nur noch das, was sie sehen.

Tanzsport könnte so schön sein.


 

Rudolf Trautz

 

 

 

Wiener Walzer 2

Als Wertungsrichter der DM Standard in Chemnitz hatte ich Gelegenheit unsere Profipaare und ihren Wiener Walzer zu sehen. Einige haben anscheinend die Fachecke noch nicht gelesen! Oder ist der Wiener Walzer nicht wichtig genug? Immerhin auch ein Tanz mit Bewertung.

Bei einigen Paaren ist mir die übertriebene oder einfach falsche Neigung aufgefallen.

Es geht um die Rechtsdrehung. Richtig ist - Neigung nach rechts bei Schritt zwei und drei, nach links bei Schritt fünf und sechs. Was ich gesehen habe war in etwa Neigung nach links auf eins und zwei und nach rechts auf drei, bei vier nach rechts bei fünf gerade und bei sechs nach links. Das Resultat ist eine Schaufelbewegung.

Durch die Geschwindigkeit des Wiener Walzer wird die Neigung des sechsten Schrittes zwangsläufig in den ersten Schritt  mitgenommen. Am Ende des ersten Schrittes - wenn der linke Fuß beginnt den rechten Fuß zu passieren - sollte diese Neigung aber aufgehoben sein und mit dem zweiten Schritt beginnt die Neigung nach rechts. Genau so wird auch die zweite Hälfte der Rechtsdrehung getanzt.

Liebe Turnierpaare, der Wiener Walzer ist ein so einfacher Tanz (ausgenommen das Fleckerl), bringt ihn einfach in Ordnung!

 

 

Rudolf Trautz

 

 

 

Führen u. Folgen

Führen und Folgen oder Partnering (Standardtänze) Der wohl am weitesten verbreitete Irrglaube ist, der Herr führt und geht und die Dame hat ihm zu folgen.

Führen heißt für die meisten Herrn, Arme hoch, Haltung halten und los geht’s.

Zunächst einmal müssen wir herausfinden mit was und wie ich führe. Wenn ich eine Person über die Strasse führe so fasse ich mit den Händen sanft aber sicher zu und führe so die Person. Die Hände sind das wichtigste Führungsinstrument. Die Hände halten die Dame in der Position in der sie sein soll. Die Hände sagen es geht in eine Rechts – oder Linksdrehung.

An den Händen angehängt sind die Arme und diese wieder hängen am Körper. Zusammen bilden diese drei Teile eine Einheit, angedacht und geführt aber von den Händen.

Die linke Hand des Herrn und die Rechte der Dame bilden eine Einheit. Der Herr fasst die Hand der Dame mit einem leichten Druck, so als ob ich ein Blatt Papier fest halte. Nie das Papier fallen lassen aber auch nie zerknüllen. Die Innenseite der rechten Hand passt sich dem Rücken der Dame an. Diese Innenseite der Hand ist quasi an den Rücken der Dame angewachsen, wieder ohne Druck und ganz sicher darf die Hand den Rücken der Dame nicht loslassen, nie loslassen!

Die rechte Hand darf nie nach außen oder nach innen verschoben werden und die beiden Hände dürfen nie unabhängig voneinander führen. Diese  beiden Hände dürfen die Partnerin auch auf keinen Fall von der Kontaktfläche (Tuchfühlungspunkt) wegziehen oder schieben!

Zum Führen gehört auch die Tuchfühlung. Für die Tuchfühlung ist der Herr verantwortlich!

Der Herrn - nicht die Dame! Der Herr  initiiert eine Bewegung in Richtung vorwärts, rückwärts, seitwärts, rechts oder links mit den Händen (eine Einheit, Hände- Arme-  Körper) und sobald die Bewegung begonnen wurde, folgt der Herr der Dame nach und zwar in Größe und Geschwindigkeit. Drückt der Herr die Dame in der Vorwärtsbewegung mit seinem Körper so wird die Dame nicht mehr gehen sondern bremsen. Geht der Herr rückwärts und nimmt dabei seine Tuchfühlung von ihr weg so wird die Dame nicht mehr vorgehen sondern eher stehen bleiben. Physik: Druck erzeugt Gegendruck, Zug erzeugt Gegenzug.

Bobbie Irvine. „Sage der Dame mit deiner Führung wo sie hin soll und dann lass sie einfach in Ruhe und folge ihr“.

Das ist richtiges Partnering des Herrn.

 

Rudolf Trautz

 

 

 

Wiener Walzer 1

Es ist erstaunlich, dass ein Tanz mit so wenigen Figuren doch immer noch mit vielen Fehlern getanzt wird.

Der 6. Schritt der Rechtsdrehung wird von ca. 70% der Paare (Herr) über der Ferse abgezogen. Das sieht einfach nur unschön aus.

Wie kann dieser Fehler behoben werden?

Hauptschuld ist eine zu starke Drehung nach rechts, die in den Ecken am häufigsten auftritt. Ich empfehle den Fehler abzustellen indem ich einfach versuche NICHT zu drehen. Wenn ich meine Schritte in die richtige Richtung setze und dabei versuche keine bewusste Drehung zu tanzen, habe ich eine Chance. Den Schritt 5 versuche ich seitwärts und leicht rückwärts zu setzen, auf keinen Fall rückwärts! Vom Schritt 5 zu Schritt 6 drücke ich mich mit dem linken Fußballen ab (Ich hasse das Wort abdrücken im Standardtanzen, aber hier funktioniert es).

Versuchen Sie es, es hilft fast immer.

 

 

Rudolf Trautz


 

Latein Choreo

Ach, wäre das schön, im Cha Cha auch wieder den Cha Cha Rhythmus  zu finden!

Ich wage ja schon gar nicht mehr zu fordern 2,3,4+1,2,3,4+1 zu tanzen. Aber wenigstens so ab und zu einen Takt, das müsste sich doch machen lassen, oder?

In der Rumba haben wir den gleichen Trend. Hinzu kommt, dass die Rumba immer mehr ein Pausentanz wird. Er bleibt stehen, sie arbeitet- das geht ja noch. Dann aber werden über zwei oder drei Takte Stillstand von beiden Partnern gezeigt. Wie viel Zeit, liebe Turnierpaare, glaubt ihr hat der Wertungsrichter um z.B. 12 Paare zu bewerten? Wie soll der Wertungsrichter guten Gewissens stehende Paare in die nächste Runde werten? Soll er Toppaare nur weiter werten weil er weis, dass sie gut sind?

Der Trend möglichst viele Schritte in einen Takt zu bekommen ist die Kehrseite. Die Musik wurde in den letzten Jahren immer langsamer weil der Wunsch da war, deutlicher Körperbewegungen zeigen zu können. Dieses Ziel wurde nicht erreicht.

Vielleicht helfen diese Zeilen darüber nachzudenken.

 

Rudolf Trautz

DPV-Fachecke

In dieser Rubrik werden Tipps, Meinungen und Kommentare von anerkannten Fachleuten der Profi-Tanzsportszene veröffentlicht. Die Artikel müssen weder die Auffassungen des Deutschen Professional Tanzsportverbandes (DPV) noch seines Präsidiums wiedergeben.