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Teil 1 • Wie war das noch … (von Peter Hölters)

…beim ersten Turnier?

Mein erstes Turnier war in den 70ern, D-Standard in Bonn, und es endete früh: Vorrunde raus, so die Meinung der Wertungsrichter. Einfach noch nicht gut genug, obwohl ich das natürlich damals ganz anders sah und darin in der Umkleidekabine von den anderen Mitausgeschiedenen noch bestärkt wurde:

Die haben keine Ahnung, alles Politik, so die einhellige Meinung. Diese Solidargemeinschaften, das merkte ich allerdings schnell bei den folgenden Turnieren, lösten sich dann immer bei der Rückgabe der Startbücher (und der genauen Platzierung)  recht zügig auf…

Das Turnier gewann übrigens ein Paar aus Duisburg. Hans Gesthuysen und Brigitte Kessel. Und wie sahen damals Sieger aus?  Hans im Oversize-Smoking, mit Riesenfliege, weißen Socken und Lackschuhen:  Die würden ihren Weg machen, das war schon zu sehen.

… bei den ersten Auslandsfahrten?

Eines der schönsten Erlebnisse war eine Fahrt in so um 1975 herum ; nach Warschau, mit einem TNW-Team. Bernd Sassen, damals TNW-Chef, organisierte und leitete alles, unterstützt von Johann-Albert Henckels (jawohl die Besteckfabrik) und Mutter Eller. Claudia Eller mit Michael Reichelt, Bernd und Ingrid Bork und Peter Hölters und Astrid Haase, das war unser Team. Mit dem Zug also an die Grenze, weiter durch die DDR, dann weiter mit einer Dampflok bis nach Warschau, wo wir am frühen Morgen nach ewiger Bahnfahrt endlich ankamen und es eiskalt war. Das liest sich flüssig, aber so war es nicht, schließlich mussten vier Grenzen (BRD-DDR-Berlin West- Berlin Ost- Polen) überwunden werden, mit jeweils zwei hochnotpeinlichen Kontrollen der staatlichen Exekutive.
 


Das Turnier fand in einer Aula in einem Studentenheim der Universität Warschau statt, das von den gastfreundlichen Bewohnern liebenswert ausgerichtet wurde. Nun, wir (also der TNW) gewannen. Über das anschließende Bankett gehen wir jetzt mal höflich hinweg, weil da die Erinnerungen nur noch nebelhaft zurückgeblieben sind. Nur so viel: alle haben sich nachher prima mit den kommunistischen Gastgebern verstanden und glänzend unterhalten. Sprachbarrieren schwanden zügig, dank reichlich Wodka als Katalysator.

Die Rückreise war chaotisch. Das fing schon am Bahnsteig an. Bernd Sassen, uns vorneweg mit den Fahrkarten für die ganze Gruppe, wurde am Besteigen des Waggons gehindert! Was ist denn hier los, warum dürfen wir nicht einsteigen? Weil der Zug schon voll ist, lautet die kühle Replik des polnischen Schaffners, voll ist eben voll, da kann man nichts machen. Tja, Pech!

Und jetzt, wie weiter?  Das fragen wir uns.

Zum Glück haben wir unseren Bernd Sassen, der sich mit landesüblichen Gepflogenheiten auskennt. Da muss doch was zu machen sein, hören Sie mal, wenn wir nun, na…?  Plötzlich geht ein Lächeln des Verstehens über das Gesicht des Beamten, er hat eine Idee: es gibt da noch ein Abteil in der ersten Klasse, das könnte er gegen geringe Gebühr, cash natürlich, für uns „freimachen“.  Gut, das Abteil hat sechs Plätze, wir sind zu neunt, und das bisschen Gepäck, also das passt schon. Und so geschieht es, wir zwängen uns da rein, egal wie, Hauptsache mitfahren. Dann ein Pfiff, der Stationsvorsteher winkt grün, der Zug ruckt an und dampft gemächlich in Richtung Westen ab.

Auf einmal beginnen sich die Mägen zu rühren. Kein Wunder, nach den gemeisterten Startschwierigkeiten. Aber jetzt hat die Truppe Hunger, richtig Hunger.  Es gibt hier doch einen Speisewagen. Zwei Leute, darunter ich, werden zur Erkundung abkommandiert, wir sollen das mal prüfen. Auf dem Weg dahin stellen wir fest, dass der Zug wirklich unerhört voll ist;  selbst auf dem Gang sitzen Leute mit Sack und Pack und „Lebendgepäck“: mit Hühnern und Gänsen.
Wir schlängeln uns so durch. Und da ist er, der russische Speisewagen. Und sieht richtig toll und vielversprechend  aus:  roter Samt, Messing, wohin man blickt. Und ein blinkender, dampfender Samowar. Sehr appetitanregend. Leider ist das Angebot, so erklärt man uns auf Nachfrage, infolge vorheriger starker Nachfrage auf der Strecke Moskau – denn da kommt man gerade her -  und Warschau sehr übersichtlich:  was es noch zu kaufen gibt, das ist Tee, Tee, Tee. Und Kekse, Kekse, Kekse.  Mehr nicht, auch nicht gegen harte Währung. Gut, etwas Wodka hätte man vielleicht noch, ob wir da vielleicht Interesse dran und Devisen hätten?  Logisch, Durst ist ja noch schlimmer als Hunger. Und da lassen wir die D-Mark sprechen.

Im Abteil trösten wir uns mit dem Teilerfolg, besser als nichts, denken wir. Aber auf dem Gang, das können wir durch die gläserne Schiebetür sehen, da sitzt ein Mann, der sich gerade von einem ordentlichen Kanten Brot ein Stück mit dem Taschenmesser abschneidet, in den Korb neben sich greift, eine große Salami herausholt und mit kundiger Hand die weiße Pelle abschält…

Also, die Situation ist so: da gibt es einen Mann, der offenbar viel Brot und Salami hat, aber hat er auch Wodka? Wir reichen, aus purer Menschenliebe, mal einen raus: Nasderowje! Der freut sich, und ob wir mal vom Brot, von der Salami, was probieren möchten. Aber ja, warum nicht?  Und dann sitzen wir am Ende zu zehnt in einem Abteil für sechst, bei Brot, Salami und Wodka.

Am nächsten Morgen trudeln wir auf dem Duisburger Bahnhof ein, nach zwanzig Stunden Bahnfahrt. Müde und übernächtigt nehmen wir Abschied voneinander, einige müssen gleich zur Arbeit weiter. „Da bin ich heute Gesichtsältester“, meint Bernd Bork. Wie wir alle. Aber um einige Erlebnisse reicher, an die man sich bleibend und gerne  erinnert.

Finanzen

Das Geld war knapp, aber irgendwie ging es doch. Ich habe das Geld für mein Tanzen als DJ und Arbeiter verdient. In den Ferien ging es vier Wochen immer in irgendeine Fabrik, z.B. in eine, die Garagentore herstellte.

Teil 2 • Tänzer, kommst Du nach Blackpool…

...unsere erste Fahrt nach Blackpool…

Wir schreiben das Jahr 1975 und wir tanzen in A-Latein und B-Standard, immerhin. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, haben wir mutig und ahnungslos beschlossen: auf nach Blackpool, zum Mekka des Tanzens!

Jürgen und Petra Zumholte, unsere Clubtrainer, verteilen die Anmeldeformulare von der Blackpool Tower Company. Komisches Format, das fällt als erstes auf - England  eben. Egal, wann sind unsere Turniere? Also Dienstag ist Amateur Latein, das fängt schon mittags an. Am Donnerstagmittag ist der Start der Standard-Amateure, da muss man sich für den Abend qualifizieren.  Soweit alles klar. Aber vorher ist unbedingt noch einzuholen: die Auslandsstartberechtigung, sonst gibt es Ärger! Seinerzeit lief das natürlich alles per Post, weil: nix Fax, nix Internet. Und ging  irgendwie auch. Und Tickets, wir brauchen Tickets. Wieso das denn, wir sind doch Teilnehmer? Naiv wie wir sind, denken wir so: Dienstag und Donnerstag tanzen wir ja, da brauchen wir ja keine bestellen. Von wegen…  
Und Fähre buchen nicht vergessen!
 


Und dann sind wir los: Heinz Fischer und Ulrika Misalla, die das alles schon kennen, Norbert und Kerstin Nowicki und wir, Peter Hölters und Astrid Haase. In zwei Autos, sechs Leute, und jede Menge Gepäck – alleine schon wegen der Standardkleider, den „Teepuppenkleidern“, mit ihren zig Unterröcken.

Düsseldorf, Holland, und über die damals noch satt und voll beleuchteten Autobahnen Belgiens nach Ostende. Auf die Fähre:  England, wir kommen. Heinz Fischer schwört uns beim Anblick der „White Cliffs of Dover“ nochmal ein: LINKS fahren, L – I –N- K –S  !!! Und: Links abbiegen ist kurz, rechts rum ist die lange Kurve. Und Vorsicht beim Überqueren von Straßen als Fußgänger; links mag ja frei sein, aber von rechts kommen sie! Jaja…  Ist doch logisch, vielen Dank, Heinz. Aber wenn man dann da zum ersten Mal fährt und die Autos kommen dir auf der ungewohnten Seite entgegen, schluck!

Von Dover also Richtung London, dann auf die „South Circular Road“, anschließend westlich halten und auf die M 1 Richtung Norden, Birmingham – Manchester – Preston – und nach mehr als 1000 Kilometern kommt dann die Perle an der Irischen See  … Blackpool!  

Was zuerst auffällt, ist die Farbenpracht, grelle Farben überall! Und offenbar  ein Paradies für Hobbygärtner und angehende Lustmörder, so scheint es mir. „Giftshop“  hier, „Giftshop“ da. Ich schaue mir das genauer an. , „Giftshop“ means:  „Geschenkeladen“. Hier kann man alles kaufen, was das Kurzurlauberherz begehrt: Scherzartikel, Gummipuppen, Zuckerzeug und Andenken, die man eigentlich auch überall sonst auf der ganzen Welt kaufen kann.  Die hier feilgebotenen Artikel sind in Qualität und Themenwahl auf die zu erwartende  Kundschaft liebevoll abgestimmt.

 Also: „Welcome to Blackpool, Luff!” (Luff, eigentlich Love, ist so ähnlich wie „woll“ im Ruhrgebiet, und wird permanent an Haupt- und Nebensätze  angehängt, verstehste?)

Und überhaupt, die Unterhaltungsindustrie in Blackpool, am „Leisure Beach“: eine Mischung aus Disney-Land und Las Vegas. Überall rappelt , blinkt und scheppert es. Hier soll und darf keine Ruhe aufkommen. Und  natürlich Bingo, nicht zu vergessen! Egal, wir sind ja nicht zum Spielen hier, wir wollen tanzen. Und irgendwie wohnen. Aber wo?

Wir wohnen in einem B+B Haus, das ziemlich genauso aussieht wie alle anderen in der Straße.
 Kleiner Vorgarten, Erker, Holztür mit Klopfer, alles im viktorianischen Stil:  groß nach vorne und dafür innen, leider, kleine Zimmer. Das sieht auch der Vermieter ein, denn wir sind hier nicht nur mit einer Wochenendtasche angereist, sondern mit großer Bagage, mit allem Komfort. Und so erhalten wir ein Extrazimmer für das Gepäck.

Ich will mich rasieren, es ist Samstag und wir wollen zum Team-Match. Aber ich finde keine Steckdose, im ganzen Zimmer nicht. Der Pensionswirt  kommt und löst das souverän auf seine Art, pragmatisch: Er langt nach oben, schraubt die Glühbirne raus, und siehe da, hier kann man den Stecker reinstecken. „You see, Luff.“
Tatsächlich, das funktioniert. Man sollte hier allerdings noch erwähnen, dass es weiter keine weitere Lichtquelle gab…

Das Team-Match: Dann also, auf zum Winter Garden, auf zum Team-Match. The German Team 1975 (glaube ich): Monika und Wolfgang Tönnies, Frank und Bruni Gierok,  Dieter und Dörte Nuzinger, Gerd und Helga Weissenberg. Wie gesagt, glaube ich. Die haben sich tapfer geschlagen, frenetisch von uns angefeuert, besonders Gerd und Helga, denn die hatten wir bei einem TNW-Lehrgang kennen und schätzen gelernt.Für GB am Start: Richard und Janet Gleave, Robin Short und Rita Last, Alan und Hazel Fletcher, Michael Stylianos und Lorna Lee (die ich alle noch nie vorher tanzen gesehen hatte).  Weitere Teams?  Habe ich vergessen. Aber sicher war mit dabei: Japan.An unserer Stehplatzzuschauerseite:  Jürgen Zumholte, der gleich mal die Livekommentierung übernimmt: „Hier sind sogar die Beleuchter bestochen!“, meint er, angesichts der permanenten Verfolgerausleuchtung der englischen Paare aus den vier hohen Ecken des Ballrooms. Aha, so läuft das hier… Oder beim Paso Doble, in Richtung Mick Stylianos: „Pass mal auf, der macht gleich ein unglaubliches Ding!“ Tatsächlich, die Knee-Walks. Nie zuvor gesehen. Spektakulär. Das fand ich toll, denn das machte kein anderer. Klar, das wollte ich dann später zuhause unbedingt auch mal probieren – und habe mir unzählige Hosen und Knie verbrannt, töricht! Und überhaupt: Stylianos. Der machte Sachen, die uns streng verboten waren:  Bota Fogos mit Ferse, zum Beispiel, unerhört! Aber das sah bei ihm gut aus, keine Frage. Mick war eben ein Brecher, eine Type auf dem Parkett, unübersehbar, und er hatte die passende Frau dazu, Lorna Lee, hui! Und daneben noch Alan und Hazel Fletcher, rhythmisch, sympathisch, gut!Und dann, oh Mann, Richard und Janet Gleave. Bei denen sah das alles immer so einfach aus. Später in der Woche, während des Hauptturnieres am Freitag, da musste man sie regelrecht suchen. Aber wenn man sie dann gefunden hatte, dann blieb der Blick hängen, man konnte ihn nicht mehr abwenden, weil: alles richtig, alles so selbstverständlich, nachvollziehbar und dadurch so faszinierend. Robin Short und Rita Last waren auch gut. Nee, sehr gut.Wer das Teammatch gewonnen hat?  Moment, Moment, zuerst die Ausrechnungs- und die gewerkschaftlich vorgegebene Orchesterpause für Charles Barlow und das Empress Orchestra.     “In the meantime enjoy general dancing with Phil Kelsall and his organ music.”Dann ist es endlich soweit. Genau  zur vorher angekündigten Zeit (on the Ballroom clock!) verkündet der Chairman of the Adjudicators, damals Alex Warren, das Ergebnis: „The winner is, naturally, Great Britain!”

Wird fortgesetzt...

The german belief (in deutscher Übersetzung) - von Evelyn Hädrich-Hörmann

WDC Artikel „Woran glauben wir im Deutschen Profi Tanzsport DPV“(„German Belief“) von Evelyn Hädrich-Hörmann

Im Sommer 2014 bat mich Vibeke Toft, ein paar Zeilen zu diesem Thema für Deutschland beizutragen.

Nach der Veröffentlichung im November 2014 für WDC Education, hier nun meine deutsche Übersetzung:

Im Allgemeinen sind wir Deutschen dafür bekannt, stark, blond, immer pünktlich, ordentlich zu sein und deutsches Bier zu lieben....

Mit den folgenden 10 Überschriften beschreibe ich, woran und warum die deutsche Professional - Tanzwelt DPV glaubt, indem ich Sie auf meine Zeitreise mitnehme.

1. Glaube: Freundschaft durch den Tanz!

Unsere deutschen Pioniere des Gesellschaftstanzes, alle von Ihnen nahmen am 2. Weltkrieg teil, eröffneten direkt nach dem Krieg ihre eigenen sehr erfolgreichen Tanzschulen und organisierten professionelle Tanzturniere, Teamkämpfe und Meisterschaften mit teilnehmenden Paaren aus Frankreich, Belgien, Dänemark, Holland, der Schweiz und England. Der „Englische Stil“ war es, dem sich diese Paare verschrieben hatten, und in dem sie erfolgreich werden wollten.

Tanzschuhe mit „Non-Skids“ existierten nicht und Turnierkleider der Damen wurden aus Vorhängen genäht. Der Frack für den Herrn wurde selbstverständlich in jedem Turnier getragen. Dafür musste man Uniformen schwarz färben.

Berühmte deutsche Paare in dieser Zeit waren Paul und Margit Krebs, Heinz-Georg und Gudrun Fink, Gerd und Traute Hädrich (Meine Eltern). Alex Moore war der erste englische Tanzlehrer, der Deutschland nach dem 2. Weltkrieg besuchte.

Latein-amerikanische Tänze wie zum Beispiel die Karrè-Rumba, Samba, Paso Doble und Jitterbug wurden in den 50er Jahren nur als Schautänze getanzt, nicht als als Turniertänze.

Einflüsse kamen aus Frankreich, und ich sah eine Show von den damaligen Weltmeistern in den Latein-amerikanische Tänze von M. und Mme. Ronnaux aus Paris. Es gab keine Latein-amerikanischen Turniere bis zum Ende der 50er Jahre. 

In Latein amerikanischen Meisterschaften und 8-Tänze-Turnieren wurde kein Cha Cha Cha und Jive getanzt.

1962 tanzte ich meine erste deutsche Latein-amerikanische Meisterschaft mit Wolfgang Opitz und wir tanzten 4 Tänze: Samba, Karrè Rumba, Paso Doble und T a n g o! Nach dieser Meisterschaft startete der „Rumba Krieg“. Karrè Rumba gegen Kubanische Rumba - die letztendlich gewann.

Der Cha Cha Cha kam Mitte der 60er als neuer Turniertanz dazu und kurze danach der Jive. Ab da gab es 5 Tänze in der Standard Sektion und 5 in der Latein-amerikanischen Sektion und erstmalig 10 Tänze Meisterschaften.

2. Glaube: Regeln für Turniere und Meisterschaften!

Es braucht international bekannte Profis, die es sich zur Aufgabe machen faire Regeln für weltweit erfolglreiche Standard-und Latein-amerikanische Meisterschaften festzulegen. Regeln nicht nur für Organisatoren sondern auch für die besten Wertungsrichter, die unsere Paare bekommen können.

Unsere deutsche Überzeugung: Wertungsrichter sollen Personen sein, die selbst auf höchstem Niveau professionell getanzt haben. Diese sollten sich sehr bewusst machen, wie sich der Einfluss anderer Tanzformen auf unsere Tänze auswirken kann, hoffentlich zum Besseren. Festzulegen welche charakteristischen Tänze in welchem Tempo gespielt werden machen einen großen Unterschied in der Qualtität im Amateur- wie auch in der Professionellen Tanzentwicklung aus.

1986 war mein Vater Teil des „Joint Commitee“ zwischen dem damaligen „International Council of Ballroom Dancing (gegründet 1950) und dem „International Commitee of Amateur Dancing“ heute „World Dance Council“ und „International Dancesport Federation“. Heute sind für Deutschland Karl Breuer und Rudi Trautz verantwortlich im WDC tätig.

3. Glaube: Elegante Atmosphäre bei den Turnieren und inspirierende Musik!

Wichtige Turniere sollen in berühmten Ballsälen stattfinden. In Deutschland sind dies der Regentenbau in Bad Kissingen, in Baden Baden, das Deutsche Theater in München, der Rosengarten in Mannheim, die Stadthalle in Wuppertal, die Liederhalle in Stuttgart und in den 80er Jahren die berühmte Deutschlandhalle in Berlin.

Inspirierende Musik wurde gespielt von Max Greger, Günter Noris und Hugo Strasser. Der jetzt 92jährige spielt immer noch seine legendäre Klarinette für spezielle Anlässe und Meisterschaften!

Seit dem 2. Weltkrieg bis heute glauben wir fest daran, dass das deutsche Publikum immer noch sehr daran interessiert ist elegante, stilvolle und nicht sportive Tanzveranstaltungen zu erleben.

4. Glaube: Technik muss niedergeschrieben werden!

Und sie muss von unseren Professionals anerkannt werden in Bezug auf Prinzipien, die sich nach den Regeln des Führen und Folgens, der Ästhetik, Charakteristik und logischen ökonomischen Bewegungen für Herr und Dame richtet.

Um Paare miteinander zu vergleichen in einem Turnier müssen wir die gleiche Tanz Sprache sprechen, die niedergelegt wurde in anerkannten Technikbüchern. Paul Krebs schrieb 1951 die erste Technik für den Wiener Walzer und war d e r Spezialist fürs „Fleckerl“. Im gleichen Jahr waren Margit und Paul die ersten deutschen Profis, die den Wiener Walzer während des „Star Ball“ in London demonstrierten. Mein Vater erhielt 1956 von Alex Moore die Genehmigung, die Standard Technik ins Deutsche zu übersetzen. 1957 folgten meine Eltern einer Einladung der „Dance Masters of America“ . Sie demonstrierten in New York, Detroit und Miami den Wiener Walzer und brachten im Gegenzug den Cha Cha Cha mit nach Deutschland. Nach diesem Besuch wurden sie Ehrenmitglieder dieser amerikanischen Tanzlehrervereinigung.

Mein Vater prognostizierte, dass der Cha Cha Cha ein neuer Turniertanz werden könnte, ebenso aber auch ein erfolgreicher neuer Tanz in deutschen Tanzschulen. 1962 definierte er das „Welttanz-Programm“ für Tanzschulen und deren Beginnerklassen. All diese Bücher existieren noch und sind immer noch im Gebrauch!

5. Glaube: Gutes Programm/Choreographie und ein perfektes Outfit!

1961 erlernten wir unsere erste Rumba (Karrè) von M. Meyer aus Paris. Kommentar von Alex Moore: „Deutsche Paare tanzen zu „flamboyant....“ (zu viel Arm-und Handbewegungen!) Später nahmen wir Stunden in London bei Lorraine und Walter Laird Unser Programm bestand aus drei Teilen: Anfang – Mitte – Ende. Jeder Teil bestand aus einer gewissen Anzahl von Takten, jeder Teil hatte ein „Highlight“. In jeder Runde eines Turniers starteten wir mit einem anderen Teil, niemals jedoch von Anfang wie heutzutage üblich, was ich ziemlich langweilig finde...

Ende der 60er Jahre begannen wir mit Nina Hunt zu trainieren. Wir lernten den Unterschied zwischen Programm und Choreografie. Unsere Choreografie bestand nun aus einem Stück von ca. 2 Minuten, mit insgesamt 3 Highlights pro Tanz.

Outfit: Wolfgang Opitz erfand den Stretch-Anzug, beeinflusst durch einen Schneider, der für Eiskunstlaufpaare arbeitete. Dies war ein Schock für die Offiziellen in Blackpool 1970 und wir mussten erfahren, dass man uns von der der Meisterschaft disqualifizieren wollte, falls wir kein anderes Outfit zum Wechseln hätten (hatten wir nicht...) Ein Jahr später trug jeder Latein-amerikanische Turniertänzer einen Stretch-Anzug....

6. Glaube: Traue Deinem Trainer, wenn Du erfolgreich sein willst!

In den 60ern und Anfang der 70er Jahre hatten alle deutschen Professional- Turnierpaare nicht mehr als zwei Trainer zur Zeit. Politische Stunden buchte man nicht. Wir lernten Isolationsbewegungen von June Laberta in New York, fügten Teile von amerikanischem Cha Cha Cha in unser Programm und arbeiteten mit Nikita Gsovsky, einem Ballettänzer an unserem Paso Doble für eine Schautanz-Meisterschaft. Beide Tanzformen hatten nichts mit der englischen Latein- amerikanischen Technik zu tun. Wir entschieden uns, diese in der Deutschen Schautanz-Meisterschaft 1970 erstmalig zu zeigen, jedoch nicht in anderen Turnieren.

Nina Hunt warnte uns davor, diese „komischen“ neuen Bewegungen in Blackpool zu tanzen. Aber 1970 trauten wir es uns doch und bekamen von den 11 Wertungsrichtern 6x den 6. Platz und 5x den 1. Platz. Im darauf folgenden Jahr tanzte jedes Paar „komische“ Armbewegungen ....

7. Glaube: Finde Deinen eigenen unverwechselbaren Stil!

Mein erstes Idol in den Latein-amerikanischen Tänzen war die berühmte Lorraine. Ich versuchte jede ihrer Bewegungen zu kopieren. Das war meine erste Erfahrung mit dem Turniertanz.

Um den eigenen Stil zu finden muss man lernen, die Musik zu „sehen“ wie der berühmte Ballet-Choreograph George Balanchine sagte. Dann kann Deine Entwicklung und Diskussionen mit Deinem Partner und Deinem Trainer beginnen! So lange wie Du das tanzt, was und wie andere auch tanzen, wirst Du nur eine Kopie von ihnen sein. Für meinen Geschmack gibt es heutzutage zu viele Kopien auf der Tanzfläche. Das, was jeder tanzt kann nur Durchschnitt sein. Finde Deinen eigenen Stil, verbessere Deine Basics, perfektioniere Deine Technik im Partnern und perfektioniere Dein Timing. Sei Dir der vielen kleinen Details bewusst, die Dich speziell machen können. Dieses letzte aber so wichtige „polieren“ kann Dich nur ein (alter) Trainer lehren.

Alle unsere Deutschen- Europa- und Weltmeister haben in ihrer Zeit bewiesen, dass sie ihren eigenen unverwechselbaren Tanzstil hatten. Dafür bleiben sie uns in Erinnerung. Wir sind stolz auf unsere Paare:

Paul und Margit Krebs
Siegfried und Anneliese Krehn
Rudolf und Mechthild Trautz
Wolfgang und Evelyn Opitz
Gerd und Helga Weissenberg
Peter und Inge Fischer
Peter und Hanni Neubeck
Werner und Ingrid Führer
Eugen Fritz und Ute Streicher
Max Busch und Renate Hilgert
Hans Galke und Bianca Schreiber
Oliver und Martina Wessel-Therhorn
Horst und Andrea Beer
Ralf Lepehne und Lydia Weißer
Michael, Damian und Patsy Hull
Bryan Watson und Carmen Vincelj

 Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich eine Paar vergessen habe...

 Informationen über diese Paare unter: www.dancesportinfo.net oder WDC Former WDC Champions.

8. Glaube: Profis haben die Fähigkeit, die Fläche zu beherrschen (Floorcraft)!

Dies ist weltweit ein wichtiges Thema unseres kulturellen Benehmens auf der Turnierfläche. Es muss ein Teil der Wertungsrichter-Ausbildung sowie auch aller Turnierpaare sein. Zeigt es doch das höchste Level unseres professionellen Tanzens, das niemals vergessen werden sollte.

9. Glaube: Zukunft und Kultur im Deutschen Professional Turniertanz!

Ein Studium von drei Jahren und drei Prüfungen zum Tanzlehrenden führen dazu, dass man hochklassiges Tanzen unterrichten kann. Zunächst für den Anfängerbereich im Gesellschaftstanz (WTP), danach fürs Medaillentanzen und am Ende auf höchstem Turniertanz-Niveau.

Aber auch in speziellen Tänzen wie Salsa, Tango Argentino, Kindertanz und HipHop wird ausgebildet.

Wir glauben, dass wir interessierten Menschen damit die Möglichkeiten geben können, einen erfolglreichen Beruf zu erlernen. Einige spezialisieren sich im Gesellschaftstanz, andere möchten mehr lernen und starten eine Turniertanz-Karriere.

Wir glauben, dass unsere Zukunft positiv aussieht mit unseren Paaren wie: Steffen Zoglauer und Sandra Koperski, Weltmeister über 10 Tänze und Weltmeister im Showdance 2013 und 2014 und natürlich Sascha und Natascha Karabey.

10. Glaube: „Internationaler Stil“

Halte niemals die Entwicklung auf. 

Mit vielen neuen Ländern aus der ganzen Welt, die an internationalen Meisterschaften teilnehmen, entwickelte sich der „Englische Stil“ langsam in den „Internationalen Stil“. Die unterschiedlichen Kulturen und ihre historischen Hintergründe sind so interessant.

Wenn Paare, Trainer, Wertungsrichter und Offizielle (Tanz-Politiker) sensibel genug sind, diese Tanzform attraktiv für neugierige Zuschauer zu gestalten, werden sie Turnierhallen weltweit füllen können. Deutsche Paare sind stolz, ein Teil des „Internationalen Stils“ zu sein, aber wir werden nicht vergessen, dass sich alles aus dem berühmten „Englischen Stil“ entwickelt hat.

.... Oh und ja, wir lieben unser Bier nach einem Turnier!

Evelyn Hädrich-Hörmann  - Dezember 2014